Der Schreibtisch – Ort der Weltliteratur
Arbeitszimmer, Poschingerstraße 1, München, 1915
Ein schwerer Holztisch, akkurat platziert im Zentrum des Raumes. Kein Schnörkel zu viel, aber deutlich: Hier wurde gearbeitet – mit hanseatischer Disziplin.
Pacific Palisades, USA, 1942–1952
Ein Schreibtisch im Exil – mit Blick auf den Pazifik. Hier schrieb Mann an Doktor Faustus, dachte über Demokratie und Exilantendasein nach – und überlegte, ob amerikanische Stühle das gleiche Rückgrat bieten wie Münchner.
Das Sofa – Bühne des Gedankenaustauschs
Arbeitszimmer, Kilchberg, Schweiz, ca. 1956
Dunkel, tief, einladend – das Sofa in Kilchberg war mehr als ein Ruhepol. Es war Denkraum, Debattenarena, und gelegentlich auch Ort des Rückzugs. Wer darauf Platz nahm, riskierte, in ein Gespräch über Nietzsche verwickelt zu werden.
Wohnzimmer, Pacific Palisades, 1940er Jahre
Hell, amerikanisch-offen, mit Blick ins Grüne – das Sofa dort war wohl Zeuge vieler Gespräche mit Besuchern wie Adorno, Brecht oder Alma Mahler. Ob darauf gelacht wurde? Vielleicht. Wahrscheinlicher: gestritten über Thomas Manns Rolle als Exil-Gewissen Europas.
Der Sessel – Denkstuhl und Rückzugsort
Gartenstuhl, 1907
Ein leicht morbider Charme umweht diesen Gartenstuhl. Thomas Mann, noch jung, sitzt darin mit der Haltung eines Mannes, der bereits einen inneren Monolog führt.
Sessel, Pacific Palisades, 1941
Hier begegnet uns der Sessel als Symbol: weich gepolstert, aber mit aufrechter Haltung. Ein Möbel für jemanden, der stets wusste, dass Denken auch Haltung braucht – körperlich wie geistig.
Wohnzimmer Pacific Palisades
Thomas Manns Möbel erzählen nicht bloß Geschichten – sie sind Geschichten.
Sie tragen Spuren von Asche, Tinte, Gesprächen und Gedanken. In ihrer stillen Präsenz begleiten sie den Autor durch Epochen, Räume und Ideologien. Und vielleicht, ganz vielleicht, haben sie mehr über die deutsche Literaturgeschichte zu erzählen, als so mancher Zeitgenosse.
Über die Autorin
Marie Limbourg ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Buddenbrookhaus – Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrum in Lübeck und Doktorandin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Ihre Dissertation widmet sich dem Werk und Erzählen Walter Kempowskis. Zuvor war sie als Referentin für Gremien- und Projektmanagement bei der Geschäftsstelle der Rhein-Main-Universitäten und als Koordinatorin des Forschungsverbunds Marbach Weimar Wolfenbüttel am Deutschen Literaturarchiv Marbach tätig. Sie ist im Sprecher:innen-Team der Jungen Deutschen Schillergesellschaft und des Jungen Forum Thomas Mann (Junge Abteilung der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft).








